Zervikale Dystonie (ICD-10 G24.3)
Torticollis smasmodicus
Anatomie
Beteiligung folgender Muskeln:
- M. sternocleidomastoideus
- M. splenius capitis
- M. semispinalis
- M. levator scapulae
- M. scaleni
- M. trapezius (pars cervicalis)
Ätiologie
- Gel. Neuroleptika
- „idiopathisch"
- Morbus Wilson
- Selten nach Halstrauma auftretend
Epidemiologie
- Prävalenz: 5-20/100.000
- w>m
- Alter typischerweise >30 Jahre
Formen
- Torticollis
- Laterocollis
- Retrocollis
- Antecollis
- Kombination verschiedener Formen
Symptome
- Unwillkürliche langsame Drehbewegung des Kopfes, Kopfneigung
- Kopf wird auch länger in dystoner Stellung gehalten
- Schmerzen in betroffener Muskulatur
- Gel. Mitbeteiligung des M. levator scapulae (Schulterhebung) auf Gegenseite der Kopfdrehung
- Gel. begleitend Kopftremor (Siehe auch dystoner Tremor)
- Geste antagonistique häufig hilfreich (z.B. Finger an Kinn legen)
- Retrocollis Symptomatik wird in Rückenlage verstärkt
- Häufig vergesellschaftet mit anderen Dystonien
Besonderheiten bei der klinischen Untersuchung
- Weitere dystone Überbewegungen?
Therapie - Detaillierte Informationen nach Ärzte-Login
Lokale Infiltration mit Botulinumtoxin
- Botulinum Toxin A
- Botulinum Toxin B
Anticholinergika
- Trihexyphenidyl
- Biperiden
Benzodiazepine
- Clonazepam
- Alternativ Lorazepam, Bromazepam, Alprazolam
Tiefenhirnstimulation
- Bei schweren Fällen oder zervikaler Dystonie im Rahmen einer generalisierten Dystonie
Selektive periphere Denervierung
- Durchtrennung peripherer motorischer Nervenäste
- Nur bei unzureichendem Ansprechen auf andere Therapien
Procedere
- Labor (Kupfer, Coeruloplasmin (Ausschluß Morbus Wilson ))
- Kernspintomographie des Kopfes
- Bei Wirkungsverlust
- EDB Test:
- Injektion von Botulinumtoxin in den M. extensor digitorum brevis
- Vorher und danach Bestimmung des motorischen Aktionspotentials
- Antiköperbestimmung
- Wechsel des Botulinumtoxins (Botulinumtoxin A ->B od. B ->A)
Verlauf
- Fast ausnahmslos chronischer Verlauf
- Selten zu Beginn Remission
- Gel. in den ersten Jahren Mitbeteiligung anderer Körperregionen (Rumpf, Extremitäten)
- Häufig orthopädische Folgekrankheiten an der Wirbelsäule
Differentialdiagnose
- Trochlearisparese (Seitneigung des Kopfes zur Korrektur), essenzieller Kopftremor