Morton-Neuralgie
Morton-Metatarsalgie, Metatarsus atavicus, Metatarsalgie (eigentlich nur Vorfußschmerz ohne Neuralgie)
- Erstbeschreibungen durch L. Durlacher 1845
- Benannt nach Thomas George Morton (amerikanischer Chirurg, 1835-1903), der 1876 eine Metatarsalgie des 4. Metatarsalgelenks beschreibt
- Erste operative Neuromentfernung durch A.E. Hoadley 1883
Ätiologie
- Kompression der plantaren Nerven zwischen den Metatarsalköpfchen bzw. vom Ligamentum metatarsalis transversum
- Im Verlauf Entwicklung eines Neuroms
- Meist Folge eines Spreizfußes und abgesenkten Gewölbes der Fußballen, dadurch Druck auf den gesamten Vorfuß
- Beim Morton „Neurom“ handel es sich um ein perineurales Fibrom
Epidemiologie
- w>m
- Inzidenz ca. 100-150/100.000
Klinik
- Schmerzen im Bereich der mittleren Zehenballen
- Schmerzen stechend, bohrend, teilweise heftigste Intensität
- Meist Interdigitalraum III/IV, gel. auch II/III
- Schmerzen belastungsabhängig, verstärkt durch Belastung des Vorfußes (längeres Laufen, Fahrradfahren, Skifahren)
- Schmerzen häufig abhängig vom Schuhwerk
- Taubheitsgefühl einzelner Zehen (s.o.)
- Besserung durch Entlastung des Fußes
Besonderheiten bei der klinischen Untersuchung
Inspektion
- Hyperkeratose des Fußballens
- Häufig Spreizfuß mit Krallenzehen
Palpation
- Zunahme der Schmerzen bei lateraler Vorfußkompression
- Schmerzen sowie ev. elektrisieren bei Palpation des Intermetatarsalraumes
- Neurom zwischen Ossa metatarsalia gel. tastbar
- Mulder-Test:
- Palpation von plantar bei gleichzeitig lateraler Vorfußkompression, positiv wenn Schmerz von „klicken“ oder „ploppen“ begleitet ist "Klick-Phänomen"
Bratkowski-Test
- Schmerz bei plantarer Palpation und gleichzeitiger Dorsalextension der Zehen
Gauthier-Test
- Schmerzen bei dorsaler und plantarer Palpation und gleichzeitiger lateraler Kompression
Klingelknopfphänomen
- Auslösung de Beschwerden durch intermetatarsale Palpation von plantar und dorsal
Diagnostik
- MRT Becken z. Ausschluß einer lokalen Druckschädigung
- Siehe auch unter "Procedere"
Therapie
- Retrokapitale Pelottierung (Aufrichtung des Fußgewölbes):
- Schuheinlagen
- Metatarsalbandagen (siehe Heil- & Hilfsmittel)
- Häufig bei längerem initialen Tragen Symptomverstärkung
- Operative Entfernung des Neuroms
- Zugang möglichst von dorsal wegen geringerer Narbenbildung, von plantar allerdings einfacherer Zugangsweg
- Hohe Erfolgsrate von >80%
- Dekompression durch Durchtrennung des Ligamentum metatarsale (endoskopisch)
- Hochfrequenzablation oder Kryoablation durch thermische Nekrose
- Neurolyse
- Lokale Injektion mit verdünntem Alkohol (ca. 4%):
- Direkte toxische Schädigung des fibrösen Nervengewebes unter Ultraschallkontrolle
- Wiederholte Injektionen häufig erforderlich (2-5x, mit Intervallen von 1-3 Wochen)
- Cave: Alkoholinjektionen werden wegen NW kritisch beurteilt
Diagnostik
- Klinische Untersuchung
- Bildgebung
- Röntgen Vorfuß zum Ausschluß knöcherner Erkrankungen
- MRT Vorfuß in Plantarflektion (gel. fehlender Nachweis eines Neuroms in Bildgebung)
- Neurosonographie
- Eventuell Neurographie der sensiblen Fasern des N. tibialis
- Eventuell lokale Infiltration mit Anästhetikum zur Diagnosesicherung
- Morbus Köhler II: Aseptische Knochennekrose der Ossametatasalia II-IV, meist junge Mädchen
- Spreizfußsschmerzen
- Metatarsalgie ohne Neuralgie
- Arthrose
- Intermetatarsale Bursitis, Synovitis, Kapselentzündung,
- Streßfrakturen
- Ruptur der Plantarfaszie
Weiterführende Literatur
- Morton TG. A peculiar and painful affection of the fourth metatarsophalangeal articulation. Am J Med Sci 1876; 71:37-45
- Caporusso EF, Fallat LM, Savoy-Moore R., Cryogenic neuroablation for the treatment of lower extremity neuromas. J Foot Ankle Surg. 2002 Sep-Oct;41(5):286-90.
- Chuter GS, Chua YP, Connell DA, Blackney MC. Ultrasound-guided radiofrequency ablation in the management of interdigital (Morton's) neuroma. Skeletal Radiol. 2013 Jan;42(1):107-11